Tokyo #12 Tips für künftige Japanbesucher

Japan ist sehr faszinierend und auf jeden Fall eine Reise wert. Das Land hat, über Jahrhunderte in Isolation lebend, eine ganz eigene Kultur entwickelt die für Aussenstehende sonderbar scheinen mag.  Als Tourist sollte man ihre Lebensweise respektieren und gewisse Regeln beachten.  Man darf nicht damit rechnen, dass auf Fettnäpfchen hingewiesen werden, egal wie tief man sich gerade reingesetzt hat. Touristen gegenüber ist man jedoch meist nachsichtig, wenn man merkt, das diese sich bemühen. 

Die Bewohner sind überaus freundlich und hilfsbereit. Sie bleiben sogar freundlich, selbst wenn es nicht ihren wahren Gefühlen entspricht. Daran sollten sich möglichst auch Besucher halten. Gefühlsausbrüche jeglicher Art und wildes Gestikulieren erregt unangenehmes Aufsehen. Intensive Gefühle werden nur mit Familie oder engen Freunden geteilt, und dies nur abseits der Öffentlichkeit.

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Bei meinen Vorbereitungen für die Reise habe ich das Wort “ Shougonai“ gelernt. Es bedeutet soviel wie „man kann es nicht ändern“. Wenn ein Japaner die U-Bahn verpasst, es seine Lieblingssorte Eis nicht mehr vorrätig hat oder er bei Regen keinen Schirm dabei hat flucht er nicht rum und sucht einen Schuldigen. Er sagt sich „shougonai“ und findet sich damit ab. Ich finde diese Denkweise sehr beeindruckend und gesund.

Zur Begrüssung verbeugt man sich, mit geradem Rücken und Blick nach unten gerichtet.  Männer legen dabei ihre Hände seitlich an die Oberschenkel, Frauen legen Hände über dem Schoss zusammen. Eine neutrale Verbeugung (eshaku) beträgt 15°, eine formelle (keirei) 30° und 45°(saikeirei) ist eine sehr formelle Verbeugung. Je länger und  tiefer man sich verbeugt, desto mehr Respekt erbringt man dem Gegenüber. Es gibt genaue Regeln wer sich wem gegenüber wie verbeugen muss. Diese Hierarchie ist aber sehr komplex und übersteigt mein Wissen. Als Tourist fährt man mit der neutralen Verbeugung am besten, meist tut es auch ein deutliches zunicken. Wichtig beim Shopping, nur der Verkäufer verbeugt sich, niemals der Käufer.

In der Öffentlichkeit wird jeglicher Körperkontakt vermieden. Zärtlichkeiten austauschen ist tabu, selbst mit Händchen halten kann  man unangenehm auffallen.

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Die Japaner ekeln sich leicht, darum sollte man sich auf keinen Fall in der Öffentlichkeit, oder noch schlimmer am Esstisch, die Nase putzen. Zu diesem Zweck sollte man sich ins Badezimmer zurück ziehen. Wenn man erkältet oder anderweitig ansteckend ist, trägt man selbstverständlich eine Gesichtsmaske. Die Japaner tragen auch eine wenn sie gesund sind um sich nicht anzustecken, oder im Frühling gegen Heuschnupfen und Allergien.

Ein gutes Deodorant ist wichtig, Weder Schweissgeruch noch starke Parfums sind erwünscht. Die Japaner selber nutzen meist geruchslose Deo-Kristalle.

Auf den Strassen darf nicht geraucht werden,  es gibt speziell dafür vorgesehene Raucherplätze. Man kann sich dafür an makellos sauberen Strassen freuen, auf denen nichtmal ein Zigarettenstummel liegt. Ich fand es erstaundlich, wie sauber eine so belebte Stadt wie Tokyo sein kann.

Es wird auch nicht gerne gesehen, wenn man im gehen isst. Essen hat einen hohen Stellenwert und man sollte sich Zeit dafür nehmen. Wer das nicht tut gilt als ungezogen.

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Im Restaurant gibt es natürlich auch vieles zu beachten. Taschen und Gepäck gelten als unsauber und gehören deshalb niemals auf den Tisch. Manchmal gibt es dafür vorgesehen Körbchen oder Haken unter den Tischen um die Tasche zu verstauen, bzw aufzuhängen. Sonst hängt man die Tasche einfach über die Stuhllehne.

Gleich nach dem Platz nehmen bekommt man „Oshibori“ , ein heisses Froteetüchlein, serviert. Damit reinigt man sich vor dem Essen die Hände, und ausschliesslich diese.

Die Stäbchen sollte man niemals senkrecht in den Reis stecken, oder Essen von Stäbchen zu Stäbchen weitergeben. Beides erinnert an buddhistische Beerdigungsrituale und gehören zu den gröberen Fehlern. 

Wenn man sich eine Gemeinschaftsplatte teilt (oder Essen weitergeben möchte), dreht man dazu die Stäbchen um und benutzt deren saubere Enden, um sich zu bedienen. Mit den Stäbchen sollte man auch nicht rumfuchteln oder auf etwas oder jemanden zeigen.

Bei gemeinsamen Mahlzeiten schenkt man sich nie selber nach.

Es ist unüblich Trinkgeld zu geben.  Die Japaner sind der Meinung, dass ihr guter Service zur Dienstleistung gehört.  Der Versuch Trinkgeld geben zu wollen kann deshalb beleidigend aufgefasst werden.  Ich habe in einem Hotel miterlebt,  wie ein Portier zwei unwissenden Touristen bis über die Strasse nachgerannt ist, um das Trinkgeld zu retournieren.

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Auch beim U-Bahn fahren gibt es einiges zu beachten.  Es hat Markierungen am Boden, wo genau die Türen aufgehen und man sich zum einsteigen anstellen muss. Vordrängeln ist sehr unmanierlich. Viele Menschen in Japan haben lange Arbeitswege und sind von früh bis spät unterwegs.  Deshalb werden die Fahrten oft für ein Nickerchen genutzt. In der Bahn unbedingt das Phone auf lautlos stellen und keine Anrufe führen. Mit Schildern und über Lautsprecher wird man auch darauf hingewiesen, unbedingt beachten.  Selbst laute Gespräche untereinander sollten vermieden werden um die Mitreisenden nicht zu stören.

Auf der Yamanote Line in Tokyo hat jeder Bahnhof eine eigene Melodie. Schlafende Passagiere sind darauf getrimmt „ihren“ Bahnhof zu hören und können so rechtzeitig aufwachen.

Autos fahren auf der linken Strassenseite, genauso verhält sich der Fussverkehr. Vorsicht, häufig teilen sich Fussgänger und Fahrradfahrer den Gehweg .

Es gibt ein paar Bahnhöfe, bei denen man rechts läuft. Meist ist aber alles geschildert und markiert. Die Bahnhöfe sind gut besucht, der bahnhof in Shinjuku z.B hat täglich 3 Millionen Passagiere.

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Als Nichtjapaner wird man selten in eine Privatwohnung eingeladen. Aber wenn doch sollte man sich der Ehre bewusst sein. Ganz wichtig, am Eingang die Schuhe ausziehen.  Oft gibt es Gastpantoffeln, ansonsten läuft man in den Socken rum. Häufig gibt es auch spezielle Pantoffeln für den Toilettenbereich. Diese sind natürlich sehr unrein und dürfen nicht im restlichen Wohnbereich getragen werden.

Bei einer solchen Einladung ist ein Geschenk für den Gastgeber unumgänglich. Es muss aber nichts grosses sein. Fast noch wichtiger als das Geschenk selbst ist die Verpackung. Das Geschenke einpacken gilt als hohe Kunst. Niemals ein Geschenk unverpackt überreichen. Es sollte kein weisses Geschenkpapier oder weisse Blumen als Geschenk gewählt werden, da dies die Farbe für Beerdigungen ist. Uhren (bedeutet den baldigen Tod), Messer oder Scheren (deuten auf Trennung hin) und alles in 4er Sets (die zahl vier klingt auf japanisch wie das Wort Tod) eignen sich ebenfalls nicht als Geschenke. Touristen bringen  am besten etwas typisches aus der Heimat mit.

Geschenke immer mit beiden Händen überreichen und entgegen nehmen.  (Dies gilt übrigens auch für Visitenkarten, Geld, usw.) Meist werden Geschenke nicht in Anwesenheit des Schenkenden ausgepackt. Somit werden peinliche Situationen bei Enttäuschung oder nicht gefallen vermieden. 

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Wer einen Kimono oder einen Yukata anzieht sollte darauf achten, dass die linke seite (von euch aus gesehen) oben ist. Nur bei den Toten ist die rechte Seite oben.

Tempel dürfen häufig nicht mit Schuhen betreten werden. Sich am besten vor dem eintreten achten ob vor dem Eingang Schuhe oder eine Schuhablage stehen.

Noch ein Tip für die weiblichen Japanbesucher. Achtet bei der Kleiderwahl darauf, keine zu grossen Ausschnitte zu tragen. Ihr könnt soviel Bein zeigen wie ihr wollt, aber oben rum sind die Japaner sehr prüde. Wer zuviel zeigt stellt sich in ein schlechtes Licht und kann angestarrt werden.

Obwohl viele dieser Verhaltensregeln kurios wirken, Japan hat wirklich viel zu bieten. Ich habe einen Bruchteil davon erspäht und hoffe, irgendwann noch mehr entdecken zu können.

Wer sich in nächster Zeit in Tokyo oder Umgebung aufhält kann sich einen Tokyo Free Guide buchen. Ich kann es nur empfehlen.

Quellen für diese Zusammenstellung sind Reiseführer, Internet und persönliche Erfahrungen.

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2 Kommentare

  1. Rosmarie

    Ich habe mit Interesse, Vergnügen und häufigem Schmunzeln Deinen Beitrag gelesen. Die Fotos sind sehr stimmig: Point of View, Auswahl, Reduktion und Idee. So schön . Freu mich auf mehr.

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